Wie ich zum Nähen kam

In meinem ersten Blog- Artikel möchte ich beschreiben, warum ich mein Hobby- das Nähen- nun zum Beruf machen möchte.

 

Vor schätzungsweise 24 Jahren habe ich erstmals ( nachdem ich in der Schule das Nähen im Unterricht gehasst habe) an einer Nähmaschine gesessen. Meine Mutter, welche sich das Ganze auch autodidaktisch beigebracht hat, weckte damals das Interesse in mir. Wir kauften Schnittmuster und Stoffe und nähten für unsere Söhne Hosen und Shirts nach Anleitung. Mann, was haben wir damals geflucht. Früher gab es eben keine Tutorials in denen man dann Hilfe fand. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich damals gar kein Internet.

 

Natürlich haben auch wir den Fehler gemacht, direkt den gekauften Stoff zu verarbeiten OHNE ihn vorher zu waschen. Dies hatte dann leider zur Folge, dass man in Null Komma Nichts "Hochwasserhosen" hatte nach der ersten Wäsche! Super! Nunja, aus Erfahrung wird man klug.

 

Wie auch immer...gegenseitig unterstützend und motivierten wir uns immer wieder. Ich wurde sogar mutig und nähte für mich Blusen. Auch wenn man es nicht glaubt...meine erste Bluse habe ich noch immer und trage sie auch noch im Sommer. Sie ist knallbunt und sehr luftig. Da ich mir noch nie vorschreiben ließ, welche Farben oder Muster gerade modern sind, werde ich auch 2015 diese Bluse wieder anziehen...sofern wir einen Sommer bekommen :-)

 

Irgendwann....ich glaube als unsere Söhne zur Schule kamen, wollten sie keine genähten Sachen mehr anziehen und somit schlief das ganze bei mir etwas ein. Meine Mutter führte weiterhin Reparatur- oder Änderungsarbeiten durch. Dazu hatte ich nie die Muße....gegen Reissverschlüsse habe ich mich damals wahnsinnig gesträubt- ich wollte es gar nicht lernen. Der Fulltime- Job führte dann auch in den nächsten Jahren dazu, dass ich einfach nicht mehr die Zeit hatte zum nähen. Und um ehrlich zu sein: an so einer einfachen Bluse saß ich sehr lange....aufzeichnen....ausschneiden...umketteln...zusammenstecken..usw usw, das fand ich wahnsinnig aufwendig und nervig. Das zusammennähen war das kleinste Problem.

 

Nun denn....jahrelang wurde die Nähmaschine nicht angerührt. Letztendlich habe ich sie sogar bei einem Umzug auf dem Dachboden vergessen und hatte somit gar keine Maschine mehr. 

 

2009 kam dann das Interesse wieder und ich kaufte eine gebrauchte Pfaff- Maschine. Ich wollte Hängematten für Meerschweinchen nähen. Irgendwo hatte ich sowas mal gesehen und dachte mir: och, das müsstest du doch auch hinkriegen. Und so tüftelte ich mit Zollstock, Stoffen und Bändern herum, bis ich eine Hängematte fertig hatte. Ich war begeistert, dass diese dann von den Meerschweinchen sehr gerne angenommen wurde. Damals nähte ich diese Hängematten aus alten Tischdecken, welche mit Bändern am Gitter festgeknotet wurden. Im Lauf der Zeit modifizierte ich diese Hängematten...statt Bändern wurde Gurtband genommen, statt Knoten wurden Karabiner- Haken angebracht. Die nächsten Jahre kam immer mehr "Kuschelkram" für Meerschweinchen und Spielzeug für Katzen dazu.

 

So wurde ich immer routinierter und experimentierfreudiger beim Nähen. Im Internet fand und finde ich viel Inspiration und ich probiere immer mehr aus. Ich nähe Dekoartikel, Taschen, Beutel und vieles mehr. Wenn ich mich mal so umschaue, habe ich die meisten Dinge direkt nach dem Nähen verschenkt und bekam immer ein positives Feedback für meine Näharbeiten. Das hat mich sehr motiviert häufiger zu nähen.

 

Ich durfte sogar einige Male als "Probenäherin" tätig werden. Probenäherin bedeutet, dass man für eine Schneiderin nach deren Ebook und Schnittmuster etwas näht, bevor dieses Ebook veröffentlicht wird. Sinn der Sache ist, dass die Schneiderin vor der Veröffentlichung ein Feedback bekommt, ob wir Laien mit ihrer Anleitung zurecht kommen. Diese Probe-Näharbeiten haben mir stets viel Freude gemacht...auch wenn ich die Dinge nicht immer gebrauchen konnte (z.B. Babyschühchen) ABER wenn irgendwann mal Babyschühchen benötigt werden, DANN weiß ich wie es funktionier.

 

Mittlerweile tüftel ich eigene Schnitte aus und experimentiere auch, indem ich verschiedenen Stoffe miteinander kombiniere. Ja, auch an Reissverschlüsse traue ich mich mittlerweile heran! Vor zwei Jahren bekam ich eine Overlock- Maschine geschenkt, welcher ich nach wie vor mit Skepsis gegenüber stehe. Ich weiß, dass ich einfach öfter daran nähen muss, damit ich auch da Routine bekomme. Vielleicht sollte ich es mir zur Aufgabe machen: jede Woche ein Nähprojekt mit der Ovi, egal was , hauptsache die Overlock war im Einsatz!

Ich habe noch immer die alte Pfaff, die ich 2009 gebraucht gekauft habe- sie läuft noch immer problemlos.

 

Meine Mutter verstarb leider im Dezember 2014 nach kurzer schwerer Erkrankung. Das war eine sehr sehr schwere Zeit für mich. An Näharbeiten war während dieser Zeit kaum zu denken. Ich war total blockiert und fühlte mich wie "gelähmt".

 

Wenn ich so wie heute an der Nähmaschine sitze und nicht weiterkomme, oder eine Denkblockade habe, dann habe ich sehr oft das Gefühl, dass meine Mama in der Nähe ist und sagt: Komm Kind ( so hat sie mich immer genannt), das kriegst du hin! Und irgendwie klappt es dann auch.

 

Ja, das war somit die Geschichte, wie ich zum Nähen kam!

 

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